Woran merken wir, dass wir emotional gesund sind? Bedeutet es, dass wir immer glücklich, gut gelaunt und ausgeglichen sind? Dass uns nichts und niemand aus der Fassung bringen kann? Sicherlich nicht. Denn unsere breite Palette an Emotionen gehört zum Leben dazu wie das Atmen, Essen, Trinken, Schlafen, sowie die Beziehungen zu anderen Menschen, Tieren und allem, was uns umgibt.
Emotionen sind einerseits Reaktionen auf alles Erlebte in unserer Innen- und Außenwelt. Diese emotionale Reaktion in Form eines Neurotransmitter-Cocktails im Körper erfolgt direkt und sorgt außerdem dafür, dass wir zukünftig ähnliche Situationen identifizieren und antizipieren können. Andererseits dienen sie gleichzeitig als Ausdrucksform, um uns sowohl anderen als auch uns selbst mitzuteilen. Dabei machen sie einen überdimensionalen Teil unserer Kommunikation aus. Vielleicht sind Emotionen sogar einer der Hauptgründe, warum wir uns als Spezies im Laufe der Evolution überhaupt bis hierhin entwickeln konnten. Denn sie haben vor allem eine Funktion: Uns vor potentiellen Gefahren zu schützen, Energie zu sparen und unser Überleben um jeden Preis zu sichern.
Obwohl wir alle wissen, wie sich die verschiedenen Emotionen anfühlen, entscheiden vor allem Intensität und Dauer der empfundenen Emotion darüber, wie wir sie bewerten und mit ähnlichen Situationen in Zukunft umgehen werden.
Manches, was starke Emotionen auslöst, liegt sicherlich außerhalb unserer Kontrolle. Doch abgesehen von diesen unvorhersehbaren Ereignissen, die uns prägen, können wir selbst Einfluss auf unser emotionales Empfinden nehmen und uns die beste Grundlage schaffen, um so ausgeglichen, resilient und zufrieden wie möglich zu sein. Denn dann sind wir stabil und können mit diesen unvorhersehbaren Ereignissen besser umgehen. Ich möchte diese Bereiche, die wir selbst steuern können, als die sechs Säulen emotionaler Gesundheit bezeichnen.
Die erste Säule ist die Atmung, die dafür sorgt, dass wir überhaupt leben. Sie hilft uns, Gefahren zu erkennen, unser Nervensystem in Alarmbereitschaft zu versetzen oder uns zu regulieren. Oft läuft die Atmung jedoch “im Hintergrund” und unbewusst ab. Schade, denn je bewusster wir atmen, desto ausgeglichener können wir auf das reagieren, was uns emotional herausfordert. Wir sind dann fähig, unser System mithilfe der Atmung bewusst zu steuern. Deshalb ist das Training der achtsamen und bewussten Atmung nicht nur empfehlenswert, sondern hochgradig gesundheitsfördernd.
Die zweite Säule ist die Ernährung. Alles, was wir essen und trinken, wirkt sich direkt auf unser System aus und wird mit einer bestimmten Neurotransmitterausschüttung verbunden. Viel Wasser zu trinken, hilft uns, unseren Energiehaushalt ausgeglichen zu halten. Unser Körper braucht Wasser. Trinken wir nicht ausreichend, fährt unser System nach und nach immer mehr Funktionen herunter. Und das wirkt sich definitiv auf unsere emotionale Verfassung aus. Doch auch alles, was wir essen, hinterlässt Spuren im Gehirn und fördert entweder das ausgeglichene emotionale Empfinden oder schadet uns. Zwar macht die Dosis das Gift, doch darfst du dir gern vor Augen halten, ob das, was du gerade isst, wirklich gut für dich ist.
Der gesunde Schlaf, als dritte Säule der emotionalen Gesundheit, kann trainiert werden. Denn ein gesunder Schlaf ist fundamental für unsere Vitalität und unser emotionales Empfinden. Schlafen wir nicht ausreichend und in Ruhe, kann dies, ganzheitlich betrachtet, fatale Folgen haben. Denn der Schlaf ist eine Phase der Regeneration auf Zellebene, die notwendig und unabdinglich ist. Neben dem Bedürfnis nach ausreichend Schlaf ist der gesunde Tag-Nacht-Rhythmus nicht zuletzt auch deswegen wichtig, weil das Sonnenlicht einen extrem wichtigen Einfluss auf unsere emotionale Gesundheit hat. Zu wenig Licht senkt deutlich unser Dopamin-Level und wirkt sich damit auf alles andere aus.
Die vierte Säule der emotionalen Gesundheit sind die Beziehungen, die wir zu anderen führen. Als soziale Wesen brauchen wir die Bindung zu anderen Menschen, denn sie fördert unser emotionales Wohlbefinden und das Gefühl der Sicherheit. Deshalb ist der bewusste Umgang mit uns selbst und unseren Mitmenschen so wichtig. Emotionale Gesundheit möchte aktiv gelebt werden und spiegelt sich in all unseren Beziehungen wider.
Die Bewegung als fünfte Säule ist ein Aspekt, der allzuoft unterschätzt wird. Denn nahezu jeder emotionale Zustand kann über die körperliche Bewegung verändert werden. Die Bewegung hilft uns, flexibel zu bleiben und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur emotionalen Gesundheit. Nicht umsonst ist regelmäßige Bewegung in Form von Sport Teil vieler Therapieprogramme bei Depressionen, denn auf diese Weise wird der Dopamin-Kreislauf nachhaltig aktiviert. Möchtest du etwas für deine emotionale Gesundheit tun? Dann bewege dich, und das möglichst in der Natur.
Die sechste Säule der emotionalen Gesundheit ist die Kreativität, die sich in allem findet, was wir tun. Die Kreativität fördert unseren Fokus, unsere Konzentration und bringt uns in den Flow, in dem wir spielerisch neuronale Netzwerke bauen. Je mehr Kreativität wir uns erlauben, desto besser finden wir den Zugang zu unseren Emotionen und unseren inneren Bildern, die uns helfen, uns selbst und die Welt zu verstehen. Kreatives Schaffen lässt uns Dopamin und Serotonin ausschütten, die Happy Hormones, die uns gut fühlen lassen und hilft uns nachhaltig dabei, den Level an Dopamin und Serotonin nicht zu weit sinken zu lassen.
Wenn du also aktiv deine emotionale Gesundheit fördern möchtest, darfst du diesen Bereichen gern einen festen Platz in deinem Leben einrichten. Inspirationen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu jedem Bereich findest du natürlich hier.